Unerzogen: Digitale Medien für Kinder – Wie Selbstbestimmung wirklich gelingt!
Fangen wir mal kurz zur Einleitung bei Null an. Stichwort “Unerzogen”: Dein Kind hat ein Recht auf selbstbestimmte Mediennutzung!
Warum? Weil dein Kind sowieso immer und ganz grundsätzlich das Recht auf Selbstbestimmung hat – als grundsätzliches Recht seines Mensch-seins!
Klar heißt das nicht, dass dein Kind dann pauschal immer alles machen kann, was es will! Klar gibt es natürliche Grenzen, die das Leben mit sich bringen! Die schlichtweg da sind!
Und es gibt die Grenzen, die DU setzen kannst, um die Selbstbestimmung von deinem Kind einzuschränken!
Einfach, indem du deine Macht einsetzt. Und Regeln, Verbote, Einschränkungen etc. aufstellst!
Wichtig: Wenn du dein Kind in seiner Selbstbestimmung einschränkst, dann solltest du dafür immer einen guten und wichtigen Grund haben!
Denn eines ist klar: Wenn du dein Kind einschränkst, geht das zu Lasten der Beziehung zwischen dir und deinem Kind!
Außerdem muss ja jedes Verbot, jede Regulierung kontrolliert werden – irgendwie macht’s ja sonst keinen Sinn! Klar, kannst du sagen: “Ich vertraue darauf!” – aber hey, das ist kein Vertrauen! Vertrauen wäre, wenn du erst garnix regulieren würdest! Und das meine ich ohne Wertung – ja, du kannst regulieren! Wenn das Ergebnis deiner Abwägungen ist: Ja, da muss ich jetzt regulierend eingreifen! Aber dann tun wir bitte nicht so, als wäre das Vertrauen!
Das heißt auch, du brauchst dich hinterher nicht ärgern, dass du deinem Kind nicht vertrauen kannst, wenn dein Kind hinter deinem Rücken heimlich doch Dinge tut, die es nicht darf! Oder dich anlügt!
Ja, du kannst dich höchstens ärgern, dass dein Kind dir nicht gehorcht! Das ist ein riesiger Unterschied! Aber hey, wer sollte sich da mehr ärgern: du oder nicht vielmehr dein Kind?
Übrigens ist es by the way ein total nachvollziehbares Verhalten und eine gesunde Reaktion, wenn dein Kind dich beschummelt oder anlügt, nachdem du seine Integrität durch Verbote oder Beschränkungen verletzt hast.
Wir sind auf dem Holzweg, wenn wir unseren Kindern Vorgaben und Regeln auferlegen und dann denken, dass wir das nur nett genug formulieren müssten und alles ist supi. Oder sogar Verständnis erwarten können.
Ja, manchmal ist es so, dass wir beschränken oder verbieten müssen. Das ist nicht per se falsch: Aber wir brauchen einen wichtigen Grund!
Denn was du von deinem Kind dann verlangst, hat nichts mehr mit Beziehung zu tun. Sondern das ist Gehorsam. Wundere dich also nicht, wenn dein Kind wütend wird, rebelliert oder auch anfängt zu lügen.
Aber so wie ich dich einschätze, willst du das ja garnicht. Dein Ziel ist ja, in einer guten Verbindung mit deinem Kind zu sein! Du bist schließlich auf meiner Seite und suchst nach neuen Wegen, oder 😉
Soviel kurz und knackig zum Thema Selbstbestimmung im Allgemeinen was unerlässlich ist, wenn wir über digitale Medien sprechen!
Was sind Bildschirmmedien? Sind das nicht diese Kästen, die unsere Kinder in ne andere Welt beamen und sie hinterher geschädigt wieder ausspucken?
Kurz: Nö!
Stattdessen sind sie: Vielfältig! Und eine Bereicherung, wenn du es zulässt!
Wenn wir mal weggehen davon, Bildschirmmedien zu verteufeln haben wir die Möglichkeit das Potential von digitalen Medien zu entdecken:
Medien sind:
-
- Chance für Verbindung
- Zeit zum Spielen
- Tools zum Lernen
- Möglichkeiten für Entspannung
- Gelegenheiten um richtig kreativ zu sein
- Raum für Autonomie
Und vor allem sind sie eines: ein Teil unserer Realität!
Ich weiß, es gibt viele Bedenken zu digitalen Medien. Und viele davon resultieren aus unseren eigenen Ängsten – oder aus denen, die von außen geschürt werden.
Vielleicht verspürst auch du den Drang, dein Kinder vor “etwas” schützen zu müssen.
Ganz klassische Ängste von Eltern:
- Mein Kind ist total passiv und bekommt nix mehr mit!
- Mein Kind wird zu endlosem Konsum animiert!
- Mein Kind nimmt sexistische, rassistische Inhalte auf!
- Zu viel Gucken schadet meinem Kind!
Werbung und Kommerzialisierung soll mein Kind nicht abbekommen!
Dein Kind schaut etwas am Tablet und sieht dabei Werbung. Oder die bunten Zeichentrickfiguren springen euch im nächsten Laden von allen Klamotten oder Spielwaren entgegen!
Du ärgerst dich, wenn du mit deinem Kind Konflikte austragen musst, weil es lauter Dinge haben will, die es dort sieht? Ja, dann kannst du natürlich dem Tablet die Schuld geben. Das ganze verbieten. Und dann ist Ruhe im Karton. Vermeintlich – also vielleicht erstmal…
Aber: Nicht das Tablet ist schuld an dem Dilemma, dass dein Kind Dinge begehrt, die es sieht bzw. ihm gezeigt werden. Sondern wir leben in dieser riesigen Welt voller Konsum und Produkten! Klar kannst du jetzt deswegen die Medien verteufeln.
Nur dadurch lebst du und dein Kind nicht in ner anderen Welt! Dein Kind wird mit Kommerzialisierung, Werbung, Marken, Trendfiguren etc sowieso in Berührung kommen.
Zum einen auch ohne digitale Medien! Zum anderen, weil du dein Kind nicht ewig davor schützen kannst! Dein Kind wird größer und selbstständiger. Und ab nem gewissen Punkt liegt es schlicht nicht mehr in deiner Hand, was dein Kind schaut oder spielt!
Also nutze doch die Chance, die sich dir jetzt bietet: Statt ein Verbot auszusprechen, kannst du die Themen mit deinem Kind besprechen. Was ist Werbung? Wofür wird sie gebraucht? Was soll Werbung mit uns machen? Wie beeinflusst sie uns? Oder was auch immer bei euch das Thema ist!
Das wird für dein Kind deutlich hilfreicher sein, als ein Verbot!
Das gleiche gilt übrigens auch für Inhalte, die sexistisch, rassistisch, ableistisch etc sind. Ich glaub wir müssen nicht drüber reden, dass es viel zu viele Sendungen, Filme, Spiele gibt, die einen Haufen Mist reproduzieren und von Diversität weit entfernt sind. Und ja, es wird mit kleinen Schritten besser. Den Mist gibt es natürlich immer noch. Und gleichzeitig gibt es mittlerweile viele gute Alternativen, die divers sind und deutlich reflektierter zu diesen Themen stehen.
Deinem Kind die Serie zu verbieten, weil dort alle Mädchen knallepinke Kleidchen tragen und die Jungs die coolen Macher sind? Kannst du machen – geht allerdings definitiv zu Lasten eurer Beziehung.
Stattdessen: Frag nach! Sei ehrlich interessiert (ehrlich!, dein Ziel sollte nicht sein, ihm die Serie madig zu machen)! Was begeistert dein Kind an der Serie? Worum geht es ihm? Was ist ihm wichtig? Sprecht über deine Werte!
Ohne deinem Kind ein schlechtes Gewissen einzureden oder dein Kind dafür zu verurteilen, dass es diese Sendung cool findet!
Weißt du, welcher Knackpunkt da oft getriggert wird bei Eltern: “Ich bin ein schlechtes Elternteil, wenn mein Kind solche Dinge konsumiert!” Nö, bist du nicht. Dein Kind trifft da eigene Entscheidungen. Du gehst mit ihm in Beziehung, zeigst deine persönlichen Werte auf. Oder z.B. auch deine persönlichen Grenzen, warum du genau diese Sendung mit deinem Kind nicht zusammen schauen kannst!
Beispiel: Es gibt nen Youtuber, den meine Kinder gut finden. Ganz ehrlich: Ich finde den gaaaanz furchtbar. Die Stimme kann ich nicht aushalten. Er gibt unreflektierten Mist von sich! Immer wieder tauchen Dinge wie “schuld sein” auf oder Weisheiten und Lebensphilosophien, die er hat, die ich echt ätzend finde – geht gar nicht für mich! Leider arbeitet dieser Youtuber viel mit nem anderen Youtuber zusammen, den meine Kinder (und auch ich) gut finden.
Klar könnte ich nun meine Macht einsetzen und entweder Verbote aussprechen. Oder den Kanal von ihm löschen. Aber ganz ehrlich: Das würde unserer Beziehung so heftig schaden. Es gäbe krasse Machtkämpfe, ich müsste das kontrollieren und ja am Ende dann letztlich auch sanktionieren.
Was ich stattdessen mache? Wir reden darüber. Ansich gucken wir öfter auch mal was gemeinsam. Ich erkläre, warum ich den nicht mitschauen kann. Stattdessen aber gerne andere. Und wenn mir Inhalte auffallen, die er sagt, die total gegen meine Werte gehen, dann rede ich mit meinen Kindern darüber.
Meine Kinder kennen meine Werte. Und mittlerweile können sie auch viel besser erkennen, wenn sie Inhalte sehen, die gegenläufig sind.
Ich vertraue meinen Kindern! Ich vertraue darauf, dass sie die “richtigen” Werte in ihrem Leben verankern! Weil wir sie in unserem Leben leben!
Kontrolle, Verbote, Beschränkungen sind das Gegenteil von Vertrauen. Und nehmen euch die Chance gemeinsam zu wachsen!
Ich weiß, dass es beängstigend sein kann, sich dem zu stellen! Das ist ne dicke Kröte zu schlucken, wenn du das bisher anders gehandhabt hast! Aber es lohnt sich so sehr, sich damit auseinander zu setzen!
Nur tu dir damit einen ganz wichtigen Gefallen: Überfordere dich und dein Kind nicht!!!
Du hast bisher die Dauer und die Inhalte reguliert? Dann wirf deinem Kind jetzt nicht das Tablet vor die Nase und lass es machen!
Das ist einerseits ne Überforderung für dein Kind! Und andrerseits ist es nicht gerade förderlich, wenn du dann selbst andauernd an deine inneren Kritiker und Dämonen stößt. Was sich dann darin zeigt, dass du nen Zickzack-Kurs mit deinem Kind fährst und zwischen “Erlauben” (Erlauben ist nur das Gegenstück von Verboten und ist kein Vertrauen!) und Verboten hin und her springst. Oder du anfängst dein Kind anzupampen, weil du es nicht gut aushalten kannst, was oder wieviel dein Kind schaut!
Mache kleine Schritte! Wähle vielleicht erstmal Sendungen aus, die dir keine Schwierigkeiten machen. Die du auch gerne mitguckst. Und erweitere von dort aus den Radius.
Wichtig zu wissen: Der sogenannte “pädagogische Gegenteileffekt”!
Ja, es kann und wird sehr wahrscheinlich passieren, dass dein Kind wirklich viel guckt nachdem du Bildschirmmedien “frei gibst”. Es hat ja noch kein Vertrauen, dass du nicht doch wieder nen Rückzieher machst. Also wird es erstmal alles ausnutzen was geht! Das ist total normal!
Es kann viele Monate dauern, dass dein Kind sich von den Verboten und der bisherigen Regulierung erholt!
“Was mach ich denn, wenn mein Kind dann auch nach langer Zeit des Vertrauensaufbaus trotzdem jeden Tag Stunden vor dem Bildschirm sitzt?”
Ja, klar kann es passieren, dass dein Kind weiterhin viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt!
Das Ziel von selbstbestimmten Medienkonsum ist nicht: “Ich geb das jetzt frei und erwarte dann, dass mein Kind innerhalb kürzester Zeit digitale Medien in nem für mich vertretbaren Umfang nutzt.”
Das ist alles andere, aber keine Selbstbestimmung! Das dient höchstens deiner Vorstellung davon, wie du dich als gutes Elternteil fühlst und darin bestätigt werden willst! Sorry for the Klarheit!
Also: Checke hier unbedingt deine Erwartungen!
Dein Kind verbringt viel Zeit vor dem Bildschirm und du bist unsicher?
⇒ Frag dich: Wer hat das Problem? Dein Kind oder du?
Hat dein Kind das Problem?
Fühlt es sich unwohl? Schafft es den Übergang zu anderen Beschäftigungen nicht? Braucht es Bewegung? Geraten Dinge, die deinem Kind eigentlich wichtig sind total ins Hintertreffen? Braucht dein Kind Hilfe?
Dann lohnt es sich genau hinzuschauen: Was ist hilfreich? Geh mit deinem Kind ins Gespräch! Wünscht es sich vielleicht sogar Begleitung bei den Übergängen? Sind die Inhalte passend für dein Kind?
Manchmal sind Medien eine Strategie, um mit Dingen im Außen besser umgehen zu können! Also darfst du auch auf´s Außen schauen!
Klar kann es auch sein, dass ein Kind, das viel vorm Bildschirm “abhängt”, was zu kompensieren hat. Zum Beispiel ein fehlendes Beziehungsangebot in der Familie. Fehlende Sicherheit im Außen.
Was du auf keinen Fall tun solltest: Jetzt in Panik geraten und deinem Kind den Bildschirm wegnehmen! Zum Beispiel, weil du jetzt denkst: “Oh Gott, ich bin ein schlechtes Elternteil! Mein Kind kompensiert was – schnell weg damit. Ich muss ja unsere Beziehung retten!”
Nein! Denn selbst wenn dein Kind den Bildschirm nutzt, um etwas zu kompensieren, dann ist das immer noch eine wichtige Sache: nämlich eine Strategie!!! Und die solltest du deinem Kind niemals einfach wegnehmen! Und schon gar nicht ohne alternative Strategie!
Und manchmal ist es auch garnicht schlecht sondern positiv, Bildschirmmedien als Strategien zu verwenden!
Gerade Menschen im neurodiversen Spektrum nutzen Medien oft als Strategie, z.B. zur Entspannung, zur Beruhigung bei Einflüssen im Außen. Ja, da kann es sogar total wichtig sein, dass das Tablet während einer Mahlzeit läuft!
Du siehst: Es gibt nie DIE eine pauschale Antwort auf digitale Medien! Das ist immer individuell und weit entfernt von “Richtig” oder “Falsch”!
Hast du das Problem?
Deinem Kind geht’s total super mit den Medien. Die lange Nutzungsdauer hat keine negativen Effekt! Dein Kind ist begeistert, voll im Flow, zieht viel Positives für sich heraus?
Dann frage dich, was konkret dein Problem ist? Sind es Ängste? Was hilft dir, mit diesen Ängsten umzugehen, anstatt Verbote auszusprechen?
Und ja klar: Das Ergebnis kann sein, dass du mit ner Sache (noch) nicht klar kommst und Medien oder ein Thema dich krass herausfordern! Auch das darf sein und du bist in Ordnung so wie du bist! Ganz ehrlich und von ganzem Herzen!
Dann kann es sogar wirklich sinnvoller sein, deinem Kind was zu verbieten oder zeitlich zu limitieren. Statt in nem destruktiven Schlingerkurs und in der Überforderung doofe Dinge zu sagen oder zu tun!
Tu dir und deinem Kind aber einen Gefallen und sei fair: Mach nicht die Wünsche von deinem Kind zur Ursache! Sondern kommuniziere klar, dass es dein Problem ist! Dass du darauf nicht klar kommst und deswegen im Moment keine andere Lösung finden kannst, als etwas zu verbieten oder limitieren!
Es gibt auch hier NIE ein “richtig” oder “falsch”! Nie! Das ist viel zu individuell! Und niemand hat den gleichen Rucksack am Rücken wie du! Niemand kann das von außen bewerten!
Kurz zusammengefasst: meine grundsätzlich Haltung ist die, dass die Nutzung deiner Macht als Elternteil nicht mehr als irgendwie notwendig eingesetzt werden sollte. Und gleichzeitig bin ich weit weg von “Gibt die Medien frei – komme was wolle!”
Sondern: Finde deinen Weg und geh ihn Schritt für Schritt – und wenn du dir alleine schwer tust, dann hol dir Begleitung von außen. Um z.B. Glaubenssätze zu reflektieren. Oder fiese Gedanken, die dir immer wieder im Weg stehen, um dein Kind friedvoll bei der Nutzung von digitalen Medien begleiten zu können!
Du hast keinen Bock mehr, eure Beziehung länger von Bildschirmmedien strapazieren zu lassen? Du willst “Unerzogen” auch hier einziehen lassen?
Verabschiede dich von:
- Drohungen ala “Wenn du jetzt nicht ausmachst, dann…!”
- Gedanken wie “Manno, was mache ich falsch, dass mein Kind so viel schaut…!”
- Ewiges Geschrei und Streitereien wegen nem flimmernden Bildschirm!
Lass Erziehung hinter dir und wähle den Weg der Verbindung!
Tschüss Machtkämpfe – hallo Leichtigkeit mit digitalen Medien!
Wie du dich sicher machen kannst im Umgang mit digitalen Medien – damit Machtkämpfe um den Bildschirm endlich der Vergangenheit angehören! Und dir in deiner Familie ein entspannter Umgang gelingt!
Dann nichts wie los! Stell dir mal vor, du kannst dir den ständigen Frust mit deinem Kind ersparen! Halleluja, wie geil wäre das denn?!
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